AUTORIN Brigitte Schwaiger | GENRE Gegenwartsliteratur
ERSCHEINUNGSJAHR 1977 | SPRACHE Deutsch
VERLAG Haymon | SEITEN 136 | PREIS 9,95 €
Provinzielles Österreich in den 70er Jahren. Die namenlose Ich-Erzählerin heiratet den biederen Rolf, den sie schon aus Kindertagen kennt. Allerdings ist dies keine Heirat aus Liebe, sondern eher eine Tat um ihre Eltern zufrieden zu stellen und schnell verliert sich die Ich-Erzählerin in ihrem monotonen Alltag. So hatte sie sich eine Ehe nicht vorgestellt. Kann sie aus diesem Gefängnis ausbrechen?
Der Debütroman der östereichischen Autorin Brigitte Schwaiger hatte mich auf den ersten 20-30 Seiten verstört zurückgelassen. Ohne Einleitung ist man direkt im Geschehen: Wer ist diese Ich-Erzählerin? Wie alt ist sie? Wo ist sie?
Sobald aber diese Fragen auf den ersten Seiten geklärt werden, ist man im Erzählfluss drin und ist geschockt und berührt von der Situation, in der sich die Ich-Erzählerin befindet. Es hat mich sehr nachdenklich gemacht zu sehen, welchen Einfluss die Macht der Gesellschaft und Rollenerwartungen auf eine junge fragile Persönlichkeit haben können. Und obwohl das Buch bereits 1977 geschrieben wurde und man wohl annehmen kann, dass die Gesellschaft nicht mehr so bieder ist, wie sie es damals war, hatte ich das Gefühl, diese Geschichte ist immer noch sehr aktuell. Und obwohl in Schwaigers Erzählfluss gar nicht so viele Gefühlsbeschreibungen auftauchen, leidet man doch unglaublich mit der Protagonistin. Vom „Galgenhumor und Witz“, der dem Leser im U4-Text angekündigt wird, konnte ich wenig entdecken. Es ist wohl eher ein sehr sehr bitteres Lachen, welches einem hier und da entwischt….
Das Buch hat keine Kapitel und auch Dialoge werden nicht durch Anführungszeichen hervorgehoben. Meiner Meinung nach gewöhnt man sich aber schnell an diese formalen Entscheidungen.
Darf man übrigens Informationen über die Autorin glauben, dann ist dieser Roman stark autobiographisch geprägt. Es muss deshalb wohl sehr schwer für die Autorin gewesen sein zu sehen, dass keines ihrer späteren Werke an den Erfolg ihres Debütromans anknüpfen konnte. Brigitte Schwaiger starb 2010 in Wien, es wird von Selbstmord ausgegangen.
Ein sehr nachdenkliches Buch, welches man als literarische Sozialstudie verstehen kann. Hat man sich in den Schreibstil eingelesen, so lässt einen diese Geschichte so schnell nicht mehr los! Definitiv eine Empfehlung.
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Brigitte Schwaiger: Wie kommt das Salz ins Meer
Roman
Roman
Haymon Verlag
ISBN 978-3-85218-877-5
136 Seiten, 114 x 190 mm
ISBN 978-3-85218-877-5
136 Seiten, 114 x 190 mm
lieferbar
Paperback
EUR 9,95 / CHF 15,90
2 Kommentare
Hab ich schon mal erwähnt, dass ich deine Sternebewertung mag? Wenns nach mir ginge, könnte die gleich oben unter Titel und Bild kommen. Ich scrolle nämlich erstmal immer runter und guck mir die Bewertung an und lese erst danach! Auch wenn die Bewertung natürlich das Ergebnis vom Text ist… 🙂
Hm, wäre eigentlich ne Überlegung wert =) Ich glaube, ich mache das manchmal auch 😉