Autorin Anna Gavalda | Genre Unterhaltungsliteratur| Erscheinungsjahr (frz) 2002
Verlag Fischer | Seiten 176 | Preis 8,95 (TB)
Kurzbeschreibung (von fischerverlage.de):
Pierre und Chloé haben nichts gemeinsam. Chloé ist Anfang dreißig, hat zwei kleine Töchter und wurde gerade von ihrem Mann verlassen. Pierre ist Mitte sechzig, ihr Schwiegervater, und ein unsensibler, arroganter Bourgeois. So dachte sie zumindest – bis er sie und die Kinder mitnimmt ins Ferienhaus der Familie. Chloé erkennt hinter der autoritären Maske einen aufmerksamen Zuhörer und gewinnt einen Freund, der eine überraschende Lebensbeichte ablegt…
Inhalt:
Chloé war glücklich in ihrer Ehe mit Adrien und den beiden Töchtern. Doch dann verlässt ihr Mann sie und sie ist am Boden zerstört. Pierre, Adriens Vater und demnach Chloés Schwiegervater, kann die Situation nicht mit ansehen und nimmt Chloé und die Töchter in das alte Landhaus der Familie um sie auf andere Gedanken zu bringen.
Die Stimmung in dem alten kalten Hause ist nicht die beste. Die Töchter Lucie und Marion kommen zwar einigermaßen mit der neuen Situation zurecht, aber für Chloé ist der Bruch zu ihrem alten Leben zu stark. Sie muss oft weinen und der Alltag kostet alle Anstrengung. Ihr bisher sehr schweigsamer Schwiegervater bemüht sich sehr, den Haushalt in dem alten Landhaus zu organisieren. Doch Gespräche zwischen Schwiegertocher und Schwiegertocher bleiben zunächst rar.
Doch dann, eines Abends vor dem Kaminfeuer, bricht Pierre sein Schweigen. Chloé hört ihm erst nur widerwillig zu. Doch der Abend wird lang….
Rezension:
Dieser Roman kommt mit recht wenig aus: wenige Personen, wenige Handlungspunkte, wenig Spannung und damit ist er dennoch nicht langweilig – dank Gavaldas Schreibstil. So leichtfüssig und schnell wie Gavalda schreibt
>>Sei still, sei still. Laß mich erzählen. Ich muß das alles erst einmal entwirren. Das ist sehr wichtig. Ich weiß nicht, ob du mich verstehst, aber du musst mir zuhören. Ich muß jetzt an einem Faden ziehen, fragt sich nur, an welchem. Ich weiß es nicht.<< [Pierre zu Chloé, S. 60]
liest man manchmal schneller als einem lieb ist. Bei Gavaldas Büchern habe ich wie bei kaum anderen das Gefühl, dass ich mitten in der Szene stehe und am Geschehen teilnehme. Sie vermag es mit so wenigen Worten, einen glücklich oder eben traurig zu stimmen, aber immer bleibt ihr Schreibstil sehr lebhaft:
>>Ich weinte an seinem Hals und vergaß, wie unwohl er sich dabei fühlen mußte, er, der nie einen Menschen berührte. Ich weinte und dachte gelegentlich an unsere Spaghetti, die ungenießbar sein würden, wenn ich sie nicht abschreckte. Er sagte: „Na, na…“ Er sagte: „Verzeihung.“ Er sagte auch: „Ich bin ebenso traurig wie du…“ Er wußte nicht, wohin mit seinen Händen.<< [S. 55]
Man merkt als Leser jedoch, dass Gavalda in diesem frühen Werk noch nicht so ausgereift schreibt wie sie es später zeigt. Das Buch gerät für mich persönlich ein wenig ins Ungleichgewicht, weil der erste Teil (bis circa Seite 75) noch sehr lebhaft ist, der zweite dann aber nachlässt und von Pierre’s Monologen kontrolliert wird. Das Ende hat mich zunächst verwirrt, man muss ein bisschen nach der Aussage suchen.
Fazit:
Ein Buch über Liebe, Mut, Reue, Fehlentscheidungen und Gesellschaftskonformität. Typisch Gavalda, aber sehr nachdenklich stimmend. Eher kein Buch für den Sommer.
1 Kommentar
ich hab das buch schon vor ewigkeiten gelesen und fand es wirklich gut.
ich kenne keine aktuelleren bücher von gavalda und kann nichts über eine weiterentwicklung oder ähnliches sagen, aber das woran ich mich noch so erinnern kann von diesem buch, ist schön (^_^).