Wer den Namen dieser Autorin noch nie gehört hat, muss sich nicht wundern, denn sie ist eigentlich Regisseurin und Professorin für Schauspielregie. In ihrem Metier hat sie unter anderem sehr modernen Stoff inszeniert, wie zum Beispiel Fight Club oder Roches Feuchtgebiete, wobei sie für letzteres viel Ankennung bekam.
Morgen muss ich fort von hier ist Friedrichs erster und bisher einziger Roman. Gestoßen bin ich auf ihn durch Zufall, und zwar in der lokalen Stadtbibliothek. Hier viel mir zuerst das Cover ins Auge (bei Neon-Orange wohl auch verständlich). Ich habe es dann mitgenommen, ohne mich einzulesen. Als ich es dann begann, war ich zunächst erstaunt / geschockt / begeistert gleichzeit, denn der Schreibstil ist nicht unbedingt derart, dass er einem das „eintauchen“ in den Roman erleichtert. Zum Verständnis die ersten Zeilen:
„Gefährte. Geliebter. Gestürzter. Gespenst geworden.
Im Traum träume ich von Krieg. In der Londoner Untergrundbahn fallen die Kinder tot um. Bunt gekleidete Kinder mit gehäkelten Mützen. Gleich kommt der Krieg, wir hören ihn schon. Wir stehen voreinander.“
Der Leser taucht ein in die Gefühlswelt der namenlosen Ich-Erzählerin, die an einem schwierigen Punkt in ihrem Leben steht: Ihr Mann hat sie betrogen. Der Leser wird mitgenommen auf eine subjektive Reise zwischen Verzweiflung und Hoffnung und erfährt, wie die Erzählerin gleichermaßen eintaucht in ihre Gefühle und versucht, ihnen Herr zu werden. Letzten Endes geht es um die Bewältigung einer traurig endenden Liebesgeschichte.
Es ist schwierig, bei diesem Roman von einem plot zu sprechen. Es geht auch nicht darum, jeden Satz zu verstehen. Hier wird in Assoziationsketten ein Gefühl vermittelt, der Leser wird durch ein wilden Wald aus Sätzen geschickt. Klare und wilde Momente reihen sich aneinander und führen den Leser in Erinnerungen, Momentaufnahmen und literarische Entleihungen.
Der Schreibstil, die Wahl der konsequenten Du-Form, ist beeindruckend und mutig. Für mich persönlich eine sehr innovative Darstellung einer Liebesgeschichte. Teilweise irritierend, teilweise klar und traurig. Und auch eine starke Inspirationsquelle für eigene lyrische Texte. Dieser Roman spricht sicher nicht die breite Masse an und kann wohl auch geübte Leser verstören. Innovativität und Mut überzeugen mich aber und ich vergebe 4 Sterne.
Friedrich, Christina
Morgen muß ich fort von hier
Roman
2008. 205 S.: Gebunden
C.H.BECK ISBN 978-3-406-57690-4
Erschienen: 29.08.2008
17,90 € inkl. MwSt.
1 Kommentar
Klingt ja toll, der Lyrikfan in mir will mitlesen! 🙂