„Gefährliches Spiel“ wurde 1935 mit dem Originaltitel „Le ambizioni sbagliate“ veröffentlicht und ist einer der frühen Romane von Alberto Moravia. Und um das Ganze hier nicht unbedingt in die Länge zu ziehen, es geht um Intrigen, Geld, Macht, Sex, Liebe, Eifersucht, Hass und Eigenliebe. Das kann natürlich kein gutes Ende nehmen.
Ich muss ehrlich zugeben, ich habe keine besonders positive Meinung von dem Buch. (Ich hätte es auch beinahe abgebrochen und nur weitergelesen, weil es mein Prinzip ist, kein Buch abzubrechen, immer in der Hoffnung, es könne ja noch besser werden). Alberto Moravia gilt laut Buchumschlag als ‚Meister des psychologischen Romans‘ und hat auch in seinem Heimatland Italien mehrere Preise gewonnen. Meiner Meinung nach ist der Begriff ‚Psychologischer Roman‘ aber zu sehr aufgebauscht. Die Handlung ist an vielen Stellen offensichtlich und Moravia scheint von der Schriftsteller-Regel „show don’t tell“ auch nicht besonders viel zu halten. Das Innenleben der Figuren wird endlos geschildert, während die äußere Romanwelt eher nur Bruchstückhaft besteht. Für den Leser ist deshalb schwierig, sich in das Buch hineinzufinden, da meiner Meinung nach gute Beschreibungen der Szenerie sehr zu Atmosphäre beitraten. Durch diese Struktur hat das Buch an einigen Stellen Längen und das Buch hätte seine 391 Seiten wahrscheinlich nicht gebraucht. Besonders, wenn man in Betracht zieht, dass der Buchdeckel verrät, dass ein Mord geschieht, dieser Mord im Roman aber erst auf Seite 366 (!!) geschieht. Dadurch geht Spannung verloren und das Ende des Romans ist abzusehen und etwas lasch.
Positiv zu beurteilen ist dann aber doch die Figurenkonstellation und die Entwicklung der Figuren, die durch einen Perspektivwechsel zusätzlich an Farbe gewinnt.
FAZIT:
Die Figuren sind es, die maßgeblich zur Qualität dieses Romans beitragen, der Schreibstil ist es meiner Meinung nach nicht. (Vielleicht sollte ich noch einmal ein späteres Werk Moravias lesen, um das vergleichen zu können.) Warnen muss ich euch vor diesem Buch aber wahrscheinlich nicht, denn es ist nicht mehr auf dem aktuellen deutschen Buchmarkt erhältlich (ha, warum wohl?). Ich vergebe:
und setzte das Buch morgen wieder aus.
Hat jemand von euch schon einmal etwas von Moravia gelesen oder ähliche Erfahrungen mit anderen Schriftstellern gemacht? Welches Buch geht gar nicht?
5 Kommentare
Gloria Beck – verbotene Rhetorik
Es will eher ein Sachbuch sein, ein Nachschlagewerk, aber es ist nur ein Handbuch für technisch hochwertiges Hintergehen von Menschen. Sie argumentiert, nur wer diese MEthoden kennt, der kann sich auch davor schützen. Ich argumentiere: Ich möchte in einer Welt leben wo ich mich nicht vor Rhetorik schützen muss, weil mich keiner damit angreift.
Ich hab noch nichts von ihm gelesen, werd ich jetzt, nach deiner Kritik, sicherlich auch nicht!
Ich hab ma'n Moravia getrunken…zählt das auch? Schmeckt btw auch sch… 8)
Ich habe mit dem Buchtitel gegoogelt, weil ich gerade die ersten vier Seiten gelesen habe und mich frage, ob es Sinn hat, weiterzulesen.
Moravias "Römische Erzählungen" habe ich gelesen und mag sie sehr. Die sind allerdings knackig geschrieben und nicht so geschwätzig wie dieser Roman.
Dazu kommt eine Neigung zu merkwürdig verschrobenen Sätzen, die man richtiggehend entdröseln muss – aber das kann auch an der Übersetzung liegen. Wie auch immer, ich glaube, dieses Buch (ein geerbtes) kann wieder ins Kellerregal zurück. Aber die Römischen Erzählungen empfehle ich!
Grüße vom schmollfisch!
@Schmollfisch: Danke für deinen interessanten Kommentar! Ich glaube auch nicht, dass man hier von einem Buch auf alle des Autors schließen darf. "Gefährliches Spiel" ist ja noch ein recht frühes Werk – er hat wohl seinen Stil später verändert…
lg, Cara