ERSCHEINUNGSJAHR 2007 | SPRACHE Deutsch
VERLAG btb | SEITEN 384 | PREIS 9,00 €
[Weitere Infos: Interview mit der Autorin zu „Schilf“]
Inhalt
Sebastian ist 40 Jahre alt, Physiker, und lebt mit Frau und Kind ein glückliches Leben in Freiburg. Er hat Erfolg in seinem Beruf, seine Frau ist sehr hübsch und sein Sohn Liam für sein Alter sehr intelligent. Auch hat er immer noch guten Kontakt zu seinem alten Studienfreund Oskar, der als hochkarätiger Physiker auf dem besten Weg scheint, eines Tages den Nobelpreis zu erhalten. Doch dann wird diese Idylle gestört: Liam wird entführt und Sebastian wird seinen Sohn nur wiedersehen, wenn er einen Mord begeht…
Rezension:
Juli Zehs Roman besticht durch Aufmachung und Inhalt gleichermaßen. Die Raben auf dem Cover, der sehr kurze Titel und besonders die ungewöhnlich langen Kapitelüberschriften erzeugen Spannung, schon bevor man das Buch überhaupt richtig begonnen hat.
Das Thema dieses Fast-Krimis ist die Physik, genauer gesagt das Wesen der Zeit. Sebastian und Oskar sind hier nicht einer Meinung, was im Verlauf der Handlung für Zündstoff und Missverständnisse sorgt. Die Darstellung der physikalischen Sachverhalte ist profund und detailliert. (Leider an einigen Stellen jedoch so detailliert, dass es dem physikalisch ungebildeten Leser schwer fällt, zu folgen.)
Schließlich kommt der Kommissar ins Spiel und wird fortan Mittelpunkt der Handlung. Kann er die bleibenden Rätsel lösen?
„Schilf“ besticht besonders durch seinen lyrischen Schreibstil, der sich durch den ganzen Roman zieht und besonders die beschreibenden Passagen prägt. So „gleitet der Sommer als grünblaues Band vorbei.“ (Seite 20) und in Freiburg weht ein „Wind, der hoch am Himmel mit Schwalben jongliert.“ (Seite 14). Generell liest sich der Roman sehr leicht, auch wenn er im Präsens geschrieben ist.
Mir haben besonders diese lyrischen Passagen zugesagt, die auf den ersten Blick so gar nicht in einen Krimi passen wollen. Auch ein physikalisches Thema als Aufhänger, noch dazu eines welches Physiker in der Realität wirklich gerade starkt beschäftigt (siehe LHC in Genf), erscheint mir reizvoll und besticht durch seine Aktualiät. Allerdings entsteht meiner Meinung nach im Roman ein leichtes Ungleichgewicht dadurch, dass der Fokus zunächst stark auf Sebastian lastet, aber ab dem ersten Auftritt den Kommissars auf diesen übergeht. Auch wird, wie von Juli Zeh beabsichtigt, die Rolle Oskars als genaues Negativ-Abbild nicht komplett deutlich, da Oskar, im Gegensatz zu Sebastian, blasser und stereotypischer in der Darstellung bleibt.
Auch eine Antwort auf die Frage nach der letztendlichen Aussage fällt mir persönlich hier schwer. Aber vielleicht ist genau das von Juli Zeh beabsichtigt. Vielleicht soll es ein lyrisches Experiment, ja eine physikalische Versuchsanordnung bleiben, sich mitunter auch deshalb der Genre-Klassifizierung entziehen und den Leser genau in dieser beklemmenden Situation alleine lassen, in der sich auch die Hauptfigur Sebastian befindet.
Zusammenfassend ist „Schilf“ ein lyrischer Kriminalroman, dessen Spannung nicht unbedingt durch den Kriminalfall an sich ausgelöst wird. Deshalb sehr lesenswert.
Sebastian ist 40 Jahre alt, Physiker, und lebt mit Frau und Kind ein glückliches Leben in Freiburg. Er hat Erfolg in seinem Beruf, seine Frau ist sehr hübsch und sein Sohn Liam für sein Alter sehr intelligent. Auch hat er immer noch guten Kontakt zu seinem alten Studienfreund Oskar, der als hochkarätiger Physiker auf dem besten Weg scheint, eines Tages den Nobelpreis zu erhalten. Doch dann wird diese Idylle gestört: Liam wird entführt und Sebastian wird seinen Sohn nur wiedersehen, wenn er einen Mord begeht…
Rezension:
Juli Zehs Roman besticht durch Aufmachung und Inhalt gleichermaßen. Die Raben auf dem Cover, der sehr kurze Titel und besonders die ungewöhnlich langen Kapitelüberschriften erzeugen Spannung, schon bevor man das Buch überhaupt richtig begonnen hat.
Das Thema dieses Fast-Krimis ist die Physik, genauer gesagt das Wesen der Zeit. Sebastian und Oskar sind hier nicht einer Meinung, was im Verlauf der Handlung für Zündstoff und Missverständnisse sorgt. Die Darstellung der physikalischen Sachverhalte ist profund und detailliert. (Leider an einigen Stellen jedoch so detailliert, dass es dem physikalisch ungebildeten Leser schwer fällt, zu folgen.)
Schließlich kommt der Kommissar ins Spiel und wird fortan Mittelpunkt der Handlung. Kann er die bleibenden Rätsel lösen?
„Schilf“ besticht besonders durch seinen lyrischen Schreibstil, der sich durch den ganzen Roman zieht und besonders die beschreibenden Passagen prägt. So „gleitet der Sommer als grünblaues Band vorbei.“ (Seite 20) und in Freiburg weht ein „Wind, der hoch am Himmel mit Schwalben jongliert.“ (Seite 14). Generell liest sich der Roman sehr leicht, auch wenn er im Präsens geschrieben ist.
Mir haben besonders diese lyrischen Passagen zugesagt, die auf den ersten Blick so gar nicht in einen Krimi passen wollen. Auch ein physikalisches Thema als Aufhänger, noch dazu eines welches Physiker in der Realität wirklich gerade starkt beschäftigt (siehe LHC in Genf), erscheint mir reizvoll und besticht durch seine Aktualiät. Allerdings entsteht meiner Meinung nach im Roman ein leichtes Ungleichgewicht dadurch, dass der Fokus zunächst stark auf Sebastian lastet, aber ab dem ersten Auftritt den Kommissars auf diesen übergeht. Auch wird, wie von Juli Zeh beabsichtigt, die Rolle Oskars als genaues Negativ-Abbild nicht komplett deutlich, da Oskar, im Gegensatz zu Sebastian, blasser und stereotypischer in der Darstellung bleibt.
Auch eine Antwort auf die Frage nach der letztendlichen Aussage fällt mir persönlich hier schwer. Aber vielleicht ist genau das von Juli Zeh beabsichtigt. Vielleicht soll es ein lyrisches Experiment, ja eine physikalische Versuchsanordnung bleiben, sich mitunter auch deshalb der Genre-Klassifizierung entziehen und den Leser genau in dieser beklemmenden Situation alleine lassen, in der sich auch die Hauptfigur Sebastian befindet.
Zusammenfassend ist „Schilf“ ein lyrischer Kriminalroman, dessen Spannung nicht unbedingt durch den Kriminalfall an sich ausgelöst wird. Deshalb sehr lesenswert.
Taschenbuch, Broschur, 384 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-73806-9
€ 9,00 [D] | € 9,30 [A] | CHF 15,50*
Coverbild entstammt der Verlagsseite
ISBN: 978-3-442-73806-9
€ 9,00 [D] | € 9,30 [A] | CHF 15,50*
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3 Kommentare
Das Buch fiel mir schon im Laden ins Auge. Jetzt muss ich wirklich reinlesen :).
I like when the writing is lyrical. I wonder if this book is in other translations. Even more, I wonder if any English translation would have that prose.
ich war als das buch rauskam auf einer lesung und wollte es seitdem kaufen und lesen. ich nehme deinen post jetzt als anstoß das nach einer gefühlten ewigkeit endlich in angriff zu nehmen!!